Eine medizinische Fakultät in Bremen – notwendig, machbar oder nicht? Vor dem Hintergrund des offensichtlich absehbaren Ärztemangels auch in Bremen, wird das Thema immer wieder diskutiert. Jüngst nahm es erneut Radio Bremen (buten un binnen) auf und veröffentlichte ein Interview mit Uni-Rektorin Jutta Günther.
Darin wird auch unsere Studie angesprochen, die wir 2019 zusammen mit dem Medizinexperten Prof. Dr. Reto Weiler veröffentlicht haben. In dem Interview wird behauptet, die Vorschläge in der Studie würden dem Masterplan Medizinstudium 2020 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung widersprechen. Dieser Behauptung treten wir mit Nachdruck entgegen. Mit der vorgeschlagenen Kooperation würden Theorie und Praxis auf mehreren Standorten im Nordwesten verteilt. Zusammen mit einem sukzessiven Aufbau wird ein finanzierbares Konzept vorgeschlagen, das nicht dazu geeignet ist, eine medizinische Fakultät für Bremen mit absichtsvoll überhöhten Kostenargumenten vom Tisch zu wischen. Der Masterplan Medizinstudium 2020 beinhaltet im Kern eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis, sowie eine Erweiterung der Praxis auf ambulante Medizin. Eine solche Verzahnung würde auch nach der Stellungnahme der Expertenkommission zum Masterplan mögliche Kooperationen nur dann verhindern, wenn die jeweils notwendigen Räumlichkeiten geografisch unzumutbar weit voneinander entfernt wären. Eine zwingende Konzentration aller Ausbildungsinhalte an einem Standort ist aus dem Masterplan nicht abzuleiten.
Natürlich bedarf es einiger Anstrengungen und auch Investitionen – Zeit, Mühe und Geld – in den Aufbau eines Bremer Medizincampus und in der Konsequenz auch eines Universitätsklinikums. Angesichts der aktuellen sowie zukünftigen Lage, der fehlenden Ärztinnen und Ärzte im Land Bremen (wie andernorts auch) sowie der Herausforderung, diese trotz eines fehlenden medizinischen Standortkonzeptes und Umfeldes ins Bundesland Bremen zu holen, ist es aus unserer Sicht nicht verantwortbar, weitere Diskussionen zum Thema Medizinerausbildung in Bremen mehr oder weniger abzumoderieren.
Ja, es wird Geld kosten. Und Zeit. Aber was ist die Alternative, wenn das Anwerben medizinischen Personals in Bremen nicht fruchtet?
Wir jedenfalls werden uns weiterhin für Gespräche und für sachlichen Austausch zu diesem Thema einsetzen.
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