Herr Rievers, was wird an Ihrem Institut erforscht und was treibt Sie dabei an?
Bremerinnen und Bremer kennen das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) an der Universität Bremen vor allem aufgrund der ungewöhnlichen Architektur des Bremer Fallturms. Er ist mit 146 Metern Höhe unser größtes Labor und ermöglicht uns Experimente in der Schwerelosigkeit. Aber das ZARM ist noch viel mehr: über 100 ZARM-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler widmen sich hier den Fachgebieten der Quanten- und Gravitationsphysik, der weltraumbezogenen Strömungsmechanik sowie dem breiten Spektrum der Explorationsforschung, also den verschiedensten Fragestellungen zur astronautischen Erkundung des Weltalls. Theoretische und mathematische Ansätze gehen im ZARM Hand in Hand mit der Durchführung von Experimenten und der Entwicklung von Technologien für Weltraummissionen.
Auf eine einfache Formel gebracht, forschen wir unter Weltraumbedingungen und für den Weltraum. Denn wir alle wissen: Die Raumfahrt und ihre Technologien spielen in unserem Alltag eine wichtige Rolle – und bevor etwas im Alltag Anwendung finden kann, muss die Grundlagenforschung den Weg ebnen. Das ist unser Auftrag.
Warum beteiligen Sie sich am Projekt / an der Challenge und was finden Sie daran besonders wichtig und gut?
Als Wissenschaftler am ZARM und Lehrbeauftragter der Universität Bremen sehe ich täglich, dass die Studierendenzahlen in den MINT-Fächern rückläufig sind. In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Forschungsinstituten sind wir uns einig, dass es immer schwieriger wird, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für offene Stellen zu finden. Deshalb halte ich es für die richtige Strategie, Schülerinnen Schülern schon frühzeitig an MINT-Themen heranzuführen und gezielt Hemmschwellen abzubauen.
In meiner Schulzeit wurde in Fächern wie Mathematik und Physik leider nur die Theorie vermittelt – es fehlte die Verknüpfung zur Praxis, die den Schülerinnen und Schülern eine berufliche Perspektive aufzeigen könnte. Mit unserem Projekt können wir direkt im Schulunterricht diese Verbindung zwischen der akademischen Welt und der tatsächlichen Anwendung aufzeigen. Dadurch erleben die Schülerinnen und Schüler, dass zunächst sehr komplexe, theoretische Berechnungen echte Erfolgserlebnisse bringen können. Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, was Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Praktikums in kürzester Zeit erreichen können, selbst wenn anfangs noch keine Vorkenntnisse vorhanden waren. Deshalb bin ich mir sicher, dass die Beteiligten durch unser Projekt Kontaktängste verlieren und sich dadurch eventuell ein MINT-Studium oder einen technischen Beruf als Karriere vorstellen können. Mein größter Wunsch wäre es natürlich, dass der Erfolg des Projekts in einigen Jahren anhand gestiegener Studierendenzahlen messbar ist.
Foto (c) ZARM, Universität Bremen